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Psychische Gesundheit ist eine zentrale Voraussetzung für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Menschen. Psychische Erkrankungen machen einen wesentlichen Teil der Erkrankungslast allgemein und auch der Arbeitsunfähigkeit aus. Die Behandlung psychischer Erkrankungen bietet ein weites Spektrum an Optionen und wurde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich auf biopsychosozialer Ebene verbessert. Sie bleibt jedoch im psychiatrischen Alltag oft auch unzureichend bei einer hohen Rate an Non-Response, Rückfällen und Chronifizierungen. Die Ergänzung und Erweiterung von Therapiemöglichkeiten psychischer Erkrankungen ist ein wichtiges Ziel der psychiatrisch-psychotherapeutischen Forschung und notwendig für eine zukünftig allgemein verbesserte Behandlung.

Historie

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden neu entwickelte oder aus Naturstoffen abgeleitete psychoaktive Substanzen der Substanzklasse „Psychedelika“ in der Psychiatrie genutzt, um psychotherapeutische Prozesse bei psychiatrischen Erkrankungen zu fördern. Die Begrifflichkeit „Psychedelika“ oder „psychedelisch“ hat sich im allgemeinen und insbesondere auch internationalen Sprachgebrauch weitgehend durchgesetzt und wird hier stellvertretend auch für andere Benennungen wie zum Beispiel „Halluzinogene“ oder „psycholytisch“ verwendet.

Der Nutzen eines therapeutischen Einsatzes wurde mit den damaligen wissenschaftlichen Methoden ab der Mitte des letzten Jahrhunderts überprüft und es gab eine breite und internationale Anwendung dieser Therapieformen. Missbräuchliche Verwendung außerhalb und am Rande des klinischen Settings und politische Entwicklungen führten jedoch in den 70/80er Jahren zu einem Verbot der entsprechenden Substanzen und zu einer praktischen Einstellung von Forschung und Behandlung in dem Fachbereich.

Nach einer in der Folge weitestgehenden Aussetzung der Forschung an und Verwendung von psychedelischen Substanzen in der Psychiatrie von den 70ern bis in die 2000er Jahre erfolgt seit der letzten Dekade wieder ein Schub an moderner wissenschaftlicher Evaluation in diesem Gebiet. Diese umschließt nicht nur die Erforschung psychologischer und neurobiologischer Faktoren, sondern auch die Wirksamkeit bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen. Der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit, wie auch die bereits unter bestimmten Voraussetzungen genehmigungsfähige Anwendung einiger psychedelischer Substanzen in manchen Ländern der Welt, legen die Möglichkeit einer zukünftigen Anwendung im klinischen Setting auch in Deutschland nahe.

Fachgesellschaft

Aufgrund der fachlichen Spezifität der Thematik, der historischen Hintergründe, der rechtlichen, politischen und medialen Implikationen und der ggf. möglichen und nötigen qualitativ gesicherten Einführung in den klinischen Alltag erschien es zweckhaft, eine eigene Fachgesellschaft im Berufsbereich potenzieller Anwender, wie Ärzt:innen und Psycholog:innen, für die Begleitung bei der Entwicklung von Anwendungsbereichen aufzubauen. Dies erfolgte mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Psychedelische Forschung und Therapie (DGPFT).

Die DGPFT soll Forschung und Therapie im Bereich psychedelisch-unterstützter Behandlung fördern sowie ggf. eine hohe Qualität der Weiterbildung in diesem Feld sichern. Sie soll berufspolitisch darauf hinwirken, dass bei gegebener Evidenz Standards und Leitlinien wie auch strukturelle Rahmenbedingen für die Anwendung psychedelischer Verfahren entwickelt und von den Organen der Ärzteschaft und Psychotherapeuten zum Wohle der Patientinnen und Patienten verabschiedet werden.