Categories: Grundlagen
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Die ersten klinischen Untersuchungen unter Verwendung von LSD wurden von Arthur Stoll an Patienten mit einer Schizophrenie durchgeführt. Einerseits wurde kein therapeutischer Effekt gefunden, andererseits beschrieben die Patienten auch, dass die Erfahrung unter LSD nicht ihrem Erleben psychopathologischer Symptome entsprach, allerdings die Psychopathologie verstärkt sein konnte [11].
Ein erster strukturierterer psychotherapeutisch unterstützender Einsatz wurde von Busch und Johnson [46] bei acht „psychoneurotischen“ Patienten beschrieben, welcher als durchaus erfolgreich berichtet wurde. Savage [47] beschrieb erste Ansätze bei depressiven Patienten, wenn auch die damalige tägliche Gabe von LSD über einen Monat hinweg als psychopharmakologisch und psychotherapeutisch nicht zielführend anzusehen ist. Sandison und Whitelaw [48] wie auch viele andere in den 1950er Jahren untersuchten vor allem Patienten mit damals so bezeichneten neurotischen Störungen, wie Zwängen, Ängsten, Hysterie, wie aber auch depressive Patienten sowie Menschen mit Persönlichkeitsstörungen. Ebenso wurde die Wirkung bei alkoholabhängigen Menschen mit beschriebenen Erfolgen untersucht [49]. Später kamen auch Einsätze von LSD und MDMA bei traumatischen Störungen bzw. PTSD hinzu [50]. Der Einsatz bei Menschen mit Schizophrenie wurde schon früh wieder verlassen und diese, wie überhaupt psychotische Episoden in der persönlichen oder auch engen Familienanamnese, wird mittlerweile als Kontraindikation angesehen [51].
Derzeitige Studien fokussieren vor allem auf dem Einsatz von Psychedelika bei Depressionen [1, 17, 18, 52, 53]. Hierbei wird wegen der deutlich kürzeren Wirkung im Vergleich zu LSD und deshalb besseren Praktikabilität im klinischen Alltag bei vergleichbarer phänomenologischer Wirkung bevorzugt Psilocybin eingesetzt. Weitere Indikationsschwerpunkte liegen auf der Alkoholabhängigkeit, u.a. [54] und der PTSD (dabei v.a. MDMA; Reviews: u.a. [55, 56]). Zudem gibt es Untersuchungen bei Zwangserkrankungen und Nikotinabhängigkeit (Reviews: u.a. 20, 24, 36).
Vom Prinzip her kann abgeleitet werden, dass psychische Störungen, welche einen gewissen Anteil an psychodynamischer Ätiopathogenese aufweisen könnten, wie dysfunktionale oder traumatische Prägungs- oder Beziehungserfahrungen, welche tief in der psychischen Struktur rigide verankert und einer aktuellen Steuerung schwer zugänglich bzw. im analytischen Sinne verdrängt sind, ein potenzielles Indikationsgebiet für Psychedelika darstellen könnten.

 

Angelehnt an Herwig et al., Fortschritte Neurologie Psychiatrie 2023, dort auch Literatur in [x]